10. Auflage des Heuerleutebuchs erscheint

Nahezu 400 Jahre fungierte das Heuerlingswesen als eine tragende Säule der ländlichen Wirtschaftsordnung zwischen der niederländischen Grenze im Westen und Ostwestfalen-Lippe im Osten. Das Leben der Heuerleute, auch als Heuerlinge, Kötter oder Häusler bezeichnet, wurde häufig totgeschwiegen und in Bücher kaum erwähnt – obwohl sie lange Zeit in zahlreichen Dörfern die Mehrheit stellten. Viele heutige Bewohner Nordwestdeutschland stammen von Heuerleuten ab. Daher stieß das reich illustrierte Buch von Bernd Robben und Helmut Lensing über die Geschichte der Heuerleute von den Anfängen bis zum Erlöschen in den 1960er Jahren auf großes Interesse. 2014 erstmals erschienen und zwischenzeitlich mehrfach erweitert, kommt jetzt die 10. Auflage heraus. Wider Erwarten hat sich das leserfreundliche Buch zu einem der erfolgreichsten regionalgeschichtlichen Werke des Nordwestens in den letzten Jahrzehnten entwickelt.

Die Heuerleute, sozial zwischen den Bauern und den Knechten und Mägden stehend, die häufig aus einer Heuerlingsfamilie stammten, waren bis 1918 weitgehend recht- und politisch machtlos. Sie bemühten sich stetig, ihr karges Auskommen zu verbessern – als Leinenweber, Hollandgänger, Moorsiedler, Knecht, Magd und Haushaltshilfe, Kanalarbeiter, Dachdecker, Imker, Schlachter oder was sich sonst vor Ort anbot. Als sich durch Missernten, Überbevölkerung und die Markenteilung ihre Lage Mitte des 19. Jahrhunderts dramatisch verschlechterte, wanderten sie in Massen nach Übersee aus. Die verbliebenen Heuerleute suchten etwa durch die Konzentration auf die arbeitsintensive Schweinhaltung oder durch die Nebenarbeit in der Industrie ihr Los zu verbessern. Ihre Hochphase mit dem höchsten politischen Einfluss bildete die Zeit der Weimarer Republik – während das „Dritten Reich“ wieder auf Seiten der Bauern stand. Nach dem Krieg zunächst als Heilmittel gegen den allgegenwärtigen Hunger gesehen, bereiteten Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft wie auch höhere Löhne in der Industrie dem Heuerlingswesen innerhalb weniger Jahre das Aus. Im Buch berichten auf eigens gestalteten Seiten Fachleute über Besonderheiten oder schildern Betroffene, darunter auch Frauen, über verschiedene Aspekte ihres harten Lebens am Rande der damaligen dörflichen Gesellschaft.

Der Inhalt ist hier einsehbar.

Helmut Lensing/Bernd Robben, „Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen!“ –
Betrachtungen und Forschungen zum Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland
Saerbeck 2021 (10. leicht geänderte Auflage), 339 S., ISBN 978-3-9818393-1-9, 24,90 Euro. Zuzüglich 4,00 Euro Versandkosten für ein Exemplar innerhalb Deutschlands zu bestellen unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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