Der 27. Band unserer „Blauen Reihe“ enthält fünf zumeist längere Artikel, fünf umfangreiche Biographien und drei plattdeutsche Gedichte von Karl Sauvagerd, eines von Carl van der Linde und zwei von Hermann May aus Meppen.

Im Bereich „Natur und Umwelt“ lesen Sie einen Beitrag von Dr. Andreas Schüring über die Schleiereule – wie gewohnt mit vielen hervorragenden Fotos illustriert und mit Informationen über die Bestandsentwicklung im Emsland und in der Grafschaft Bentheim. Helmut Lensing steuert zu dieser Rubrik einen Beitrag über einen Schrecken der Gärtner bei. Es handelt sich um den Buchsbaumzünsler, einen neuen Schmetterling aus Ostasien, dessen Raupen den Buchsbaum vielerorts vernichtet haben.

Dr. Hans Jürgen Hilling ist mit einem umfangreichen Beitrag über den aus Niederlangen gebürtigen Arzt Dr. Nikolaus Hilling (1909-1985) vertreten, der nach dem Krieg viele Jahre in Dersum praktizierte. Wie Dr. Hilling herausfand, war der Arzt im Dritten Reich ein wichtiger NS-Eugeniker am Berliner Reichsgesundheitsamt, der an Zwangssterilisationsverfahren beteiligt war, diese anordnete und publizistisch propagierte. Auch als Wehrmachtsangehöriger an der Ostfront zeigte er sich als glühender Verfechter der NS-Rassenlehre. Nach dem Krieg wurde er trotz seiner Verstrickungen in NS-Verbrechen problemlos entnazifiziert und konnte unbehelligt praktizieren.

Helmut Lensing führt seine Untersuchung über die Zentrumspartei in der Provinz Hannover während der Weimarer Republik fort. In diesem Teil 3 geht um zwei wichtige Unterstützerorganisationen, dem Windthorstbund und dem Volksverein für das katholische Deutschland sowie um die Parteiorganisation auf Kreis-, Bezirks- und Provinzialebene mitsamt dem Problem der Finanzierung der Parteiorganisation. Dabei untersucht Lensing die Zentrumspartei vor allem in den Regionen Emsland/Grafschaft Bentheim, im Osnabrücker Land und der Stadt Osnabrück, in Twistringen, dem Großraum Hannover, dem Raum Hildesheim und im Eichsfeld.

Weiter geht es mit einem Aufsatz zur regionalen Wirtschaftsgeschichte. Der Nordhorner Werner Straukamp, ausgewiesener Experte der regionalen Textilgeschichte, beschäftigt sich mit der Entwicklung der Textilindustrie im Bentheimer Land während des Ersten Weltkriegs und den ersten Nachkriegsjahren. Dabei untersucht er nicht nur die Nordhorner Unternehmen, sondern auch die Lage der Fabriken in Schüttorf, Gildehaus und Bentheim.

Franz Josef Buchholz aus Lingen ist auf Quellen aus dem Jahr 1795 gestoßen, die er hier abdruckt und – vor allem mit Karten – erläutert. Es handelt sich um Berichte über die Verkehrswege im Nordwesten, über Flussübergängen und Moorwege sowie über Einquartierungsmöglichkeiten in den Ortschaften der Region. Entstanden sind diese Berichte im Auftrag des hannoverschen Offiziers Gerhard von Scharnhorst. Mit ihnen wollten sich die hannoversch-britischen Truppen vor einem Angriff französischen Revolutionsarmeen wappnen, die bereits die Niederlande besetzt hatten.

Von den fünf Biographien dieses Bandes beschäftigte sich eine mit Jürgen Be[h]nes aus Sögel. Unser Vorsitzender Paul Thoben schildert das Leben des Kaufmanns, einer der Stammväter der bekannten nordemsländischen Behnes-Familie.

Mit dem Altkreis Meppen stehen zwei Personen in Verbindung. Ulrich Adolf stellt den aus Meppen stammenden bedeutenden Juristen Adolf Bödiker vor. Der Hildesheim arbeitende Mitarbeiter Ludwig Windthorsts war ein wichtiger Abgeordneter für die Zentrumspartei im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag.

Helmut Lensings Biographie über den fortschrittlichen Pädagogen Johannes Domine, der in Lahre, Lage und Lindloh tätig war, hat einen bekannten Autor religiöser Freilichttheaterstücke zum Thema. Domine gilt als „Hausautor“ der Freilichtbühne in Ahmsen, doch wurden seine Stücke deutschlandweit aufgeführt. Nachdem er sich als Lehrer zunächst dem NS-Regime angenährt hatte, entfernte er sich aber später von der NS-Ideologie.

Ein Papenburger machte als Soldat in der NS-Zeit Karriere. Sebastian Rosenboom bringt das Leben von Hermann Niehoff in Erinnerung, ein General an der Ostfront, der Bekanntheit erlangte als Kommandeur der „Festung Breslau“.

In der Grafschafter Geschichte des 19. Jahrhunderts spielte Carl Friedrich Brill eine wichtige Rolle. Brill, der zahlreiche wichtige Ämter im Auftrag des Fürsten von Bentheim-Steinfurt oder des Königs von Hannover innehatte, machte sich auch als Unternehmer, Publizist und Förderer der Landwirtschaft sowie als Stammvater einer bekannten Neuenhauser Honoratiorenfamilie einen Namen, wie Autor Ingo Löppenberg erläutert.


Emsländische Geschichte 27, Haselünne 2020, 442 Seiten

25,- Euro, zzgl. 4,00 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands

ISBN 978-3-9821831-0-7

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